Tagebuch von Sammy

Zeit der braunen Blätter
Anmerkung des Übersetzers: Spätsommer bis Herbst 1999

Weiße Bänder und die Freiheitsliebe der Iren

Von Oli und Freddy habe ich Euch ja auf der vorherigen Seite erzählt. Die Geschichte, die ich heute erzähle hat sich über mehrere Wochen hingezogen. Es geht um die Freiheitsliebe der Iren und um beißende weiße Bänder.
Alles fing ganz harmlos damit an, daß es mir auf der Koppel zu langweilig wurde und ich große Lust verspürte mich mal auf dem Hof umzusehen. Angel hatte mir erzählt, daß sie auch schon öfter Ausflüge unternommen hätte. Sie ist einfach über die Bänder gesprungen. Aber leider haben Christof und Adolf inzwischen den Zaun höher gemacht und so ein Springpferd wie Angel bin ich auch nicht. Also bleibt nur der Weg unter dem Zaun durch. Da hab ich doch eine Stelle gesehen... . Der erste Versuch hatte gleich Erfolg. Das weiße Band hat zwar ein wenig gebissen, aber so schlimm war das nicht. Ich war jedenfalls frei.
Die Zweibeiner machten ein riesen Theater und ich bekam zwei Tage Boxenhaft. Wieder auf der Koppel unternahm ich einen neuen Versuch. Irgendwas müssen die in der Zwischenzeit aber gemacht haben. Ich rannte jedenfalls voll gegen einen Draht, der zudem auch noch gebissen hat. Aber das kann einen Iren nicht aufhalten und erst recht keinen Tinker. Das Ergebnis war wieder Boxenhaft und große Aktivität bei den Zweibeinern.
Diesmal haben sie ganze Arbeit geleistet. Mein Durchschlupf war mit Brettern vernagelt und an dem weißen Band müssen die auch etwas gefummelt haben. Das beißt jetzt wirklich ganz gemein. Aufs Spazierengehen hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. Aber so einfach aufgeben ging auch gegen meine Zigeunerehre. Die Gelegenheit zur Rache sollte sich auch schon bald ergeben. Adolf und Christof kamen eines abends und holten erst die beiden Kleinen rein. Das kann ich mir als Herdenchef nun wirklich nicht bieten lassen. Weißes Band hin, weißes Band her. Ich mußte da durch. Also eins zwei drei und los. Au, hat das gebissen. Aber ich war durch und grinste Adolf triumphierend an. Der hatte nicht gesehen, daß das weiße Band durch meine Aktion am Tor hing und langte hin. Hi, hi, jetzt weiß er auch wie schön das ist.
Er hat ganz schön geflucht und meinte ich müßte in eine IRA-Ausbildung bekommen haben. In Irland konnte ich von meinem Stall aus jedenfalls das Gefängnis sehen und wer weiß ... ?
Wie es weiter ging erzähle ich das nächste mal. weiter
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